Leerstelle Salzbergfriedhof
Die Schwangerschaft von „Ostarbeiterinnen“, Zwangsarbeiterinnen aus der Sowjetunion, war grundsätzlich unerwünscht. Zum einen aus Gründen der nationalsozialistischen Rassenideologie. Zum anderen, weil es die Arbeitsfähigkeit der Zwangsarbeiterinnen einschränkte. Deshalb mussten sie seit 1943 ihre neugeborenen Kinder an sogenannte „Kinderpflegestätte“ abgeben.
Für „Ostarbeiterinnen“ aus dem Kreis Bad Gandersheim wurde dafür 1944 im ehemaligen Kloster Brunshausen eine Entbindungsstation mit Pflegestätte eingerichtet. In dieser sollten die Frauen, abgegrenzt von der deutschen Bevölkerung, ihre Kinder zur Welt bringen. Nachdem die Mütter bereits nach 10 Tagen wieder an die Arbeit zurückkehren, blieben die Kinder in der „Pflegestätte“ zurück. Ein Großteil der Kinder starb bereits nach kurzer Zeit. Todesursachen waren mangelnde Hygiene, Unterernährung sowie gezielte Vernachlässigung. Bis zu 60 Kinder starben bereits im Kleinkindalter. Die verstorbenen Kinder wurden in Sammelgräbern in einer Ecke des Salzbergfriedhofes in Bad Gandersheim bestattet.
Bis 2022 gab es in Bad Gandersheim keinen Hinweis auf die Opfer der „Pflegestätte“. Seitdem weist eine Gedenktafel auf sie hin und führt die Namen der Kinder auf. Den Eltern, denen ihre Kinder entrissen wurden, wird dabei nicht gedacht. Durch Informationen über diese Ereignisse sollte die bislang vernachlässigte Erinnerung an Kindern von Zwangsarbeiter:innen gestärkt werden.