Leerstelle Universitätsklinik
Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ist ein Zusammenschluss des Universitätsklinikums und der medizinischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen. Im Nationalsozialismus wurden in den Räumen der Universitätsklinik in der Humboldtallee, der Goßlerstraße, dem Kirchweg, dem Waldweg und der Von-Siebold-Straße, Verbrechen an Menschen verübt, die in der nationalsozialistischen Rassenideologie niedriggestellt waren. Zu diesen Verbrechen gehören Zwangssterilisation und der Einsatz von Zwangsarbeiter:innen.
Zwischen 1940 und 1945 waren an der UMG mindestens 120 Zwangsarbeiter:innen beschäftigt. Sie kamen aus Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Serbien, Tschechien, Italien, Polen, Russland, der Slowakei oder der Ukraine. Es handelte sich dabei zu 75 % um Frauen. Sie waren in der Pflege, der Chirurgie, der Küche, der Wäscherei und im Außenbereich tätig.
Neben dieser direkten Beschäftigung litten sie zusätzlich unter einer reduzierten Krankenversorgung und wurden, im Falle einer Schwangerschaft, als sogenannte „Hausschwangeren“ für die medizinische Ausbildung von Studierenden und Hebammen missbraucht. Auch wurden die Zwangsarbeitenden teilweise trotz gesetzlichen Anspruches nicht zur Krankenversicherung angemeldet oder ihre Krankschreibung im Krankheitsfall verweigert. Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder litten unter diesen prekären Umständen.
Diese Verbrechen sind in der Göttinger Erinnerungslandschaft unterrepräsentiert. Nur wenigen ist bekannt, dass die UMG Zwangsarbeiter:innen beschäftigte. Die UMG sollte als Leerstelle sichtbar gemacht werden. Auf einer Informationstafel könnte der Plan eines (ehemaligen) UMG-Geländes abgebildet werden. Diese könnte über die Verbrechen informieren, die in den jeweiligen Gebäuden stattfanden und unter welchen Bedingungen die Zwangsarbeiter:innen dort arbeiteten und lebten.