Gedenktafel für Ludolf Katz
Auf dem ehemaligen Gelände der Göttinger Synagoge steht ein Gebäude, in dem sich der Fan Raum des 1. SC Göttingen 05 befindet. An der Außenwand des Hauses ist eine Gedenktafel montiert. Sie ist Ludolf Katz und den vier weiteren jüdischen Vereinsmitgliedern, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden, gewidmet. In den gelb-schwarzen Vereinsfarben zeigt die Tafel ein Porträt von Ludolf Katz, der sich wie folgt äußerte: „Ich trat dem Fußballclub von 1905 als Fünfzehnjähriger bei und war bis 1933 oder 1934 Mitglied, bis wir jüdischen Mitglieder auf Anordnung der Partei hinausgeworfen wurden.“
Nachdem der Fan Raum 2013 das Gebäude bezogen hatte, diente der Standort dem Verein als Inspiration sich mit dem Schicksal seinen jüdischen Vereinsmitgliedern im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Im Folgejahr wurde die Gedenktafel enthüllt.
Sie wurde zum ersten Erinnerungsort, der den jüdischen Sportler des Vereins gewidmet war. Zuvor war dieses Kapitel der Vereinsgeschichte nicht aufgearbeitet worden.
Neben der Plakette setzte sich die „Supporters Crew 05 e.V. Göttingen“ als der offizielle Dachverband der Fanszene des Landesligaklubs für weitere Aktionen ein, um die Erinnerung an die jüdischen Fußballspieler des Vereins aufrechtzuerhalten. Zudem wurden im Jahr 2015 Stolpersteine für die Familie Katz in der Groner Straße 9 in Göttingen verlegt.
Ausschluss jüdischer Personen aus dem Vereinsleben
Bereits im Frühjahr 1933 begannen Sportvereine damit, ihre jüdischen Mitglieder auszuschließen. Antisemitismus war, wie in allen Teilen der deutschen Gesellschaft, auch in den Sportvereinen bereits präsent gewesen. Dennoch sind die frühen Maßnahmen der Vereine, gegen ihre jüdischen Sportler:innen auffällig. Diese konnten zwar weiterhin Mitglieder jüdischer Turn- und Sportvereine sein, aber die Mitgliedschaft in deutschen Vereinen hatte jüdischen Sportler:innen in Deutschland ein Zugehörigkeitsgefühl zur breiteren Gesellschaft gegeben.
Genau diese soziale Zugehörigkeit wurde ab 1933 mit der Arisierung der Sportvereine angegriffen. Nationale Sportverbände wie die Deutsche Turnerschaft führten einen „Arierparagraphen“ ein, welche nach nationalsozialistischer Rassenlehre, den Ausschluss „nicht-arischer“ Personen vorsah. Dies umfasste Gruppen wie Sinti, Roma und insbesondere jüdische Menschen. Die Betroffenen wurden aus einer wichtigen gesellschaftlichen Aktivität ausgeschlossen und somit im Alltag isoliert.
Trotz der starken Wirkmacht, die der Ausschluss aus den allgemeinen Vereinen für deren jüdische Sportler hatte, wird nur selten an diesen Aspekt erinnert. Die NS-Forschung widmete ihre Aufmerksamkeit bislang hauptsächlich den als zentral erachteten Momenten in Geschichte und Politik. Die für die Opfer schmerzhaften Auswirkungen der Ausgrenzung aus dem alltäglichen Leben erhielten dabei weniger Aufmerksamkeit. Darüber hinaus wurden das Vereinsleben und der Fußball als Opfer des Nationalsozialismus behandelt.
So wird auch in der Literatur zum 01. SC Göttingen 05 etwa der Wechsel von Ligen zu Gauen beschrieben, nicht aber die vom Verein erlassenen antisemitischen Regelungen. Jedoch wächst die Zahl der Vereine, die ihre Vergangenheit aufarbeiten.