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Holocaust Denkmal am Erschießungsort Rumbula

Aus dem Audiowalk In Stein Gemeißelt | Osnabrück

In Stein Gemeißelt
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Holocaust Denkmal am Erschießungsort Rumbula

Der Erschießungsort in Rumbula

Der Wald von Rumbula, 12 km vom Rigaer Stadtzentrum entfernt, wurde 1941 zum Massengrab für ca. 25.000 Jüdinnen und Juden. Der Anfang November 1941 nach Riga abgeordnete Höhere SS- und Polizeiführer für das Ostland Friedrich Jeckeln, der zuvor in der Ukraine am Massaker von Babyn Jar federführend beteiligt war, organisierte am 30. November und 8. Dezember 1941 die Erschießung der Mehrzahl der Rigaer Jüdinnen und Juden.

Nach Einmarsch der deutschen Truppen in Riga hatten die NS-Besatzer ein Ghetto eingerichtet und alle jüdischen Einwohner Rigas gezwungen, dorthin umzuziehen. Am 25. Oktober 1941 waren 29.602 Jüdinnen und Juden im Rigaer Ghetto registriert. Zur gleichen Zeit beschloss die SS-Führung in Berlin die Deportation aller “Reichsjuden” nach Osten.

Bei seinem Besuch in Berlin am 10.-12. November erhielt Friedrich Jeckeln von Heinrich Himmler persönlich den Auftrag, das Rigaer Ghetto zu räumen, um Platz für deportierte Jüdinnen und Juden aus Deutschland und Österreich zu schaffen. Diesen Auftrag setzte er direkt nach seiner Ankunft in Riga in die Tat um. Mit Jeckeln kamen ca. 50 erfahrene SS-Männer nach Riga, Mitglieder der Einsatzgruppen, die in der Ukraine an der Ermordung der dortigen jüdischen Bevölkerung beteiligt gewesen waren. Sie waren auch die hauptsächlichen Schützen bei den beiden Rumbula-Aktionen.

Im Vorfeld der ersten Erschießungsaktion am 30. November hatte die zivile Rigaer NS-Verwaltung 4.000 arbeitsfähige jüdische Männer und 300 Schneiderinnen von den anderen Ghetto-Insassen getrennt. Die Mehrzahl der am 30. November und 8. Dezember in Rumbula Erschossenen waren daher Frauen, Alte und Kinder.

Vor ihrer Ermordung mussten die Gefangenen in Kolonnen von je 500 bis 1.000 Personen vom Rigaer Ghetto in das 10 km entfernte Rumbula laufen. Wer sich weigerte oder zu schwach war, wurde an Ort und Stelle erschossen. Den Weg sicherten ca. 1.700 deutsche Schutzpolizisten sowie lettische Hilfskräfte. In Rumbula hatte Jeckeln im Vorfeld von sowjetischen Kriegsgefangenen sechs Gruben ausheben lassen. Die Juden mussten sich auszuziehen, sich nur in Unterwäsche bekleidet mit dem Gesicht nach unten in die Gruben legen und wurden mit einem Genickschuss erschossen. Jeckeln selbst überwachte die Erschießungen.

Der erste Transport mit 1053 Berliner Jüdinnen und Juden war bereits in der Nacht vom 29. auf den 30. November 1941 am Bahnhof Riga-Šķirotava, 3 km von Rumbula entfernt eingetroffen. Da das Rigaer Ghetto zu diesem Zeitpunkt noch nicht leer war, ordnete Jeckeln die Überführung des Transports nach Rumbula an, wo sie gemeinsam mit den Rigaer Juden erschossen wurden.

Über das Denkmal

1964 organisierten Aktivisten der Rigaer jüdischen Gemeinde die Errichtung eines ersten Gedenksteins in Erinnerung an die Opfer der Massenerschießungen von Rumbula. Dieser Stein, der heute seitlich des neuen Denkmals steht, trägt die Aufschrift: “Den Opfern des Faschismus” – auf Lettisch, Russisch und Jiddisch. Wie damals in der Sowjetunion üblich, wurden die jüdischen Opfer nicht explizit erwähnt. Nichtsdestotrotz stellte dieser frühe Gedenkstein eine Besonderheit dar: es war das erste sowjetische Denkmal, das an einem Ort der Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung errichtet wurde.

Eine Metallkonstruktion entlang der unmittelbar neben dem Erschießungsort gelegenen, viel befahrenen Hauptstraße von Riga Richtung Daugavpils erregt heute die Aufmerksamkeit und führt die Besucher nach Rumbula: eine Installation von ineinander verwobenen Metallstäben. Die Metallkonstruktion steht laut dem Architekten Rižs symbolisch für die Unmenschlichkeit der nationalsozialistischen Verbrechen. Der Weg zum Denkmal wird von zwei gebrochenen Steinen gesäumt, die Informationen über das Denkmal und den Ort auf Hebräisch, Lettisch und Englisch enthalten. Säulen mit Davidsternen und den Jahreszahlen 1941 bis 1944 säumen den Weg bis zur Anhöhe, auf der sich die Gruben und das Menoah-Denkmal befinden.

Im Zentrum des heutigen Denkmals steht eine vom Architekten Sergejs Rižs geschaffene Metallkonstruktion in Gestalt einer vier Meter hohen Menorah. Sie ist umgeben von einem Platz von Steinen, die in Form eines Davidsterns angeordnet sind und die Straßenzüge des Rigaer Ghettos wiedergeben. Die lettische Staatspräsidentin Vaira Viķe-Freiberga weihte das Denkmal 2002 ein. Das Denkmal wurde mit finanzieller Unterstützung lettischen Regierung, Israels, den USA und Deutschlands sowie privater Spenden errichtet.

Am 30. November 2016, dem 75. Jahrestag der ersten Erschießungsaktion von Rumbula organisierte die Direktorin der Žanis Lipke Gedenkstätte, Lolita Tomsone eine Gedenkveranstaltung am zentralen Rigaer Freiheitsdenkmal: Die Teilnehmer, darunter viele Studierende, stellten rund um das Freiheitsdenkmal Kerzen in Erinnerung an die ermordeten Rigaer Jüdinnen und Juden auf. Die Veranstaltung wurde seither alljährlich wiederholt.


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