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„Der Gefesselte“

Aus dem Audiowalk In Stein Gemeißelt | Osnabrück

In Stein Gemeißelt
49 Stationen
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„Der Gefesselte“

Das Mahnmal

An der ehemaligen Dominikanerkirche – der heutigen Kunsthalle – am Rande der Osnabrücker Altstadt befindet sich die Skulptur „Der Gefesselte“, ein Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewalt und Erinnerung sowohl an das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 als auch den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953. Entworfen wurde sie vom Bildhauer Gerhard Marcks.

Die Errichtung des Mahnmals entsprang einem in der Nachkriegszeit gewachsenen Bedürfnis nach einem öffentlichen Gedenkort für diejenigen, die in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern gelitten hatten, einerseits und für diejenigen, die Widerstand gegen das NS-Regime geleistet hatten – konkret in Form des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 –, andererseits. Etwa zeitgleich – ab dem 17. Juni 1953 – forderten Protestierende in der Deutschen Demokratischen Republik in einem landesweiten Volksaufstand mehr demokratische Rechte und ein geeintes Deutschland. Anstatt separate Gedenkorte für die einzelnen Ereignisse zu schaffen, sollte ein gemeinsames Denkmal „den Opfern für Wahrheit und Freiheit“ gewidmet werden.

Die Entscheidung bei der Wahl des Künstlers im Frühjahr 1962 fiel auf den deutschen Bildhauer Gerhard Marcks. In den Jahren 1919 bis 1925 am Weimarer Bauhaus als Meister und danach in führender Position an der Burg Giebichstein bei Halle tätig, sah sich Marcks während der NS-Zeit Repressionen ausgesetzt: Er wurde mit einem Berufsverbot belegt und seine Arbeiten aus dem öffentlichen Raum verbannt. In der Nachkriegszeit erhielten insbesondere seine Gestaltungen von Gedenkorten, sowie sakrale Arbeiten, besondere Beachtung. Sein künstlerischer Bezugspunkt blieb, auch nach dem Zweiten Weltkrieg, der Mensch.

Das Mahnmal „Der Gefesselte“ besteht aus Basaltlava und stellt in einer Höhe von 3,40m einen an einem Pfahl gefesselten Mann mit gesenktem Haupt dar. Die Höhe und Form verleihen der Skulptur etwas Monumentales, die Figur blickt auf die Betrachtenden herab. Ihre lethargische Haltung drückt Wehrlosigkeit und Trauer aus. Die Formensprache dient der Abstraktion, um die verschiedenen Ereignisse, an die das Mahnmal erinnern soll, umfassen zu können. Gleichzeitig entspricht sie dem unpolitischen, religiösen Verständnis des Künstlers. Das Mahnmal wurde am 20. Juli 1964 enthüllt. Seitdem dient sie als Gedenkort für den 20. Juli 1944 – zu dessen Anlass die Stadt Osnabrück jährlich einen Kranz am Denkmal niederlegt – und den 17. Juni 1953, sowie für das Kriegsende am 8. Mai 1945 und die Opfer der Konzentrationslager. Trotz der vom Künstler Marcks intendierten politischen Neutralität ist „Der Gefesselte“ das Ziel von Vandalismus geworden: Im Juli 2018 beschmierten Unbekannte Sockel und Inschrift der Skulptur mit brauner Acrylfarbe.

Widerstand im Nationalsozialismus - Der 20. Juli 1944

Das Attentat auf das Leben Adolf Hitlers, welches durch den Offizier Claus Graf von Stauffenberg ausgeführt wurde und welches sein Ziel nicht erreichte, war ein detailliert geplanter Versuch eines Staatsstreiches, welcher im Angesicht der militärischen Lage von einem größeren Kreis beteiligter Personen ausgearbeitet wurde.

Es stellte nicht den ersten Versuch dar, das Leben des Diktators gewaltsam zu beenden. Vielmehr reiht sich das Vorhaben des am 20. Juli 1944 umgesetzten Attentates ein in viele vergebliche Anschläge. Der Kreis der Verschworenen, welche an dem geplanten Staatsstreich beteiligt oder zumindest in das Vorhaben eingehweiht waren, setzte sich zu großem Teilen aus Offizieren der Wehrmacht und einem bürgerlich politischen Widerstand zusammen. Der Plan sah vor, den Diktator in dessen Führerhauptquartier, der „Wolfsschanze“, in Ostpreußen mithilfe einer Briefbombe zu töten, um über den Befehl „Walküre“ die Kontrolle über den Staat zu übernehmen. Jedoch überlebte Hitler die Detonation leicht verletzt. Stauffenberg wurde noch am Abend desselben Tages in Berlin erschossen.

Die Konsequenz des gescheiterten Attentates äußerte sich in unbarmherzigen Racheaktionen gegen den Kreis der Widerständler. Neben Verhaftungswellen durch die Gestapo wurden die Beteiligten dem Volksgerichtshof unter Roland Freisler zugeführt, welcher die Angeklagten zum Tode verurteilte. Weiterhin erfolgte unter dem Vorwand des versuchten Attentats mit der „Aktion Gewitter“ eine weitere Verhaftungswelle gegen ehemalige Mitglieder und Mandatsträgerinnen und Mandatsträger der Sozialdemokraten und der Zentrums-Partei sowie Kommunistinnen und Kommunisten und Geistliche. Diese fand reichsweit statt und führte auch in Osnabrück zur Verhaftung von 52 Personen durch die örtliche Gestapo, welche in das nahe Arbeitserziehungslager Ohrbeck gebracht wurden.


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