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Griff in die Freiheit

Aus dem Audiowalk In Stein Gemeißelt | Osnabrück

In Stein Gemeißelt
49 Stationen
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Griff in die Freiheit

Griff in die Freiheit

Der Bildhauer Fritz Theilmann schuf 1955 eine bedeutende Statue an der St. Norbert Kirche in Friedland, genannt „Griff in die Freiheit“. Das eindrucksvolle Kunstwerk zeigt einen abgemagerten Mann im langen Wehrmachtsmantel, der über einen Stacheldrahtzaun steigt und hoffnungsvoll seine Hand nach vorne streckt. Er symbolisiert einen Heimkehrer, der aus der Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion entlassen wurde und nun in seine deutsche Heimat zurückkehren kann. Theilmann selbst wurde 1949 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen und arbeitete danach als freischaffender Bildhauer.

Der „Verband der Heimkehrer“ (VdH) hatte 1955 ursprünglich die Anfertigung einer Holzstatue in mehreren Teilen beauftragt, die er in den 1950er Jahren mit einem LKW quer durch die Bundesrepublik zu den großen Deutschlandtreffen transportieren ließ. 1967 wurde eine Nachbildung des Denkmals aus Beton dauerhaft hinter der St. Norbert Kirche aufgestellt. Die Bildsprache der Statue spiegelt ein in der Nachkriegszeit verbreitetes deutsche Opfernarrativ: Die Hintergründe und zahllosen Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen wurden im Westdeutschland der 50er Jahre verdrängt oder kaum thematisiert, während sich das Gedenken ausschließlich auf deutsche Opfer konzentrierte. Die Statue „Griff in die Freiheit“ ist somit ein eindrucksvolles Zeugnis der deutschen Geschichte und erinnert an die Schicksale der Heimkehrer nach dem Zweiten Weltkrieg. Gleichzeitig wirft sie Fragen über Perspektiven und Fokus der Erinnerungskultur in der frühen Bundesrepublik auf.

Der vorliegende 3D-Scan beruht auf der Statuette „Griff nach der Freiheit“, da die Originalstatue wegen ihrer Größe nicht erfasst werden konnte. Diese etwa 16 cm hohe Miniatur ist eine Nachbildung der sechs Meter hohen Skulptur „Griff in die Freiheit“ und wurde vom Verband der Heimkehrer (VdH) unter dem Titel „Griff nach der Freiheit“ in hoher Stückzahl vertrieben.

Der Griff in die Freiheit - Historischer Hintergrund

Von den insgesamt elf Millionen Wehrmachtsangehörigen, die während des Zweiten Weltkriegs in Kriegsgefangenschaft gerieten, befanden sich etwa acht Millionen in westlicher und etwa drei Millionen in sowjetischer Gefangenschaft. Zehn Millionen deutsche Kriegsgefangene kehrten zurück, wobei die meisten der etwa eine Million Verstorbenen aufgrund schlechter Arbeits- und Versorgungsbedingungen in der Sowjetunion ums Leben kamen. Gemäß einer Vereinbarung der vier Siegermächte wurden die Kriegsgefangenen der westlichen Nationen bis Ende 1948 freigelassen. Die als „Spätheimkehrer“ bezeichneten Personen kehrten erst zwischen 1953 und Anfang 1956 aus sowjetischer Gefangenschaft zurück.

Die letzten rund zehntausend Kriegsgefangenen wurden ab 1955 nach dem Besuch des deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauers in Moskau und der Vereinbarung zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetunion freigelassen.

Im Oktober 1955 erreichten die ersten Rückkehrer Friedland, wo sie von einer begeisterten Menschenmenge sowie prominenten politischen und gesellschaftlichen Akteuren begrüßt wurden.

Weil sich die westdeutsche Nachkriegsgesellschaftsich selbst vor allem als Opfer der Folgen des Zweiten Weltkriegs sah, war die „Heimkehr der Zehntausend“ in hohem Maße symbolisch aufgeladen. Die Spätheimkehrer wurden dabei als Opfer des Unrechts der sowjetischen Gefangenschaft unter unmenschlichen Bedingungen dargestellt, während eine kritische Auseinandersetzung mit dem auf Angriff, Unterwerfung und Vernichtung ausgerichteten Krieg und der rassistischen Ideologie des nationalsozialistischen Deutschen Reiches ausblieb oder vernachlässigt wurde.


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