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Hintergrundinformationen zum Schlosspark

Aus dem Audiowalk Regionalpark Urban Hiking Tour 5 – von Wiesbaden-Ost nach Biebrich

Regionalpark Urban Hiking Tour 5 – von Wiesbaden-Ost nach Biebrich
62 Stationen
115:13 min Audio
17.92 km directions_walk favorite 4
Hintergrundinformationen zum Schlosspark

Der Schlosspark ist die eigentliche Keimzelle des Residenzortes Biebrich, denn ursprünglich hatte Fürst Georg August Samuel von Nassau-Idstein sich hier nur ein Grundstück für den Bau eines Lustgartens gesichert. Da ihm der Standort so gut gefiel, wurde allmählich mehr daraus und der Garten zum Mittelpunkt einer ausgewachsenen, barocken Schlossanlage. Die Fläche des ursprünglichen, streng geometrischen Gartens, von dem nur zwei kleine Kaskadenbrunnen direkt beim Schloss und die „Große Fontäne“ geblieben sind, kann man noch gut nachvollziehen: Es ist das zum Rhein hin ansteigende, künstlich aufgeschüttete Plateau, das im Süden vom Schloss, an seinen Längsseiten von zwei kleineren Alleen und nach Norden von einer sanften Böschung und dem Mosbach begrenzt wird. An dieser Seite bildete ursprünglich eine repräsentative Orangerie, in der der wertvolle, exotische Pflanzenbestand des Parks überwinterte, den Abschluss der Anlage. Von ihr führte eine Allee, die spätere „Dicke Allee“ zu den Resten einer mittelalterlichen Wasserburg. 1817 beauftragte Schlossherr Wilhelm von Nassau-Weilburg den renommierten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell, den durch die napoleonischen Kriege verwüsteten Park nach Norden zu vergrößern und aus der geometrischen Anlage, dem Zeitgeist entsprechend, einen stärker landschaftlich geprägten Park nach englischem Vorbild zu machen.

Hierfür kaufte er den Biebricher Bauern ihr verbliebenes Ackerland entlang der unteren Moosbachaue ab und ließ die Orangerie abreißen. Kernstück des neuen Parks wurde das sogenannte Wiesental, eine fast 800 Meter lange und mehr als 300 Meter breite, von einem bewusst gekrümmten Gehölzaum begleitete, offene Wiese, die von der „Dicken Allee“ begleitet wird. Wiesental und Allee führen auf den Mosburgweiher und die Mosburg zu. Letztere mutet an wie eine ganz und gar künstlich erschaffene, romantische Ruine und tatsächlich verdankt sie ihr Erscheinungsbild auch dieser Mode des 19. Jahrhunderts. Aber ihr Ursprung geht auf eine tatsächliche Burg zurück, deren Existenz seit dem 12. Jahrhundert belegt ist - zu ihr gehörte das heute in Biebrich aufgegangene Mosbach, dessen verwinkelter Ortskern gleich hinter der Parkmauer liegt! Die Reste dieser Burg kaufte Friedrich August von Nassau-Usingen bereits 1805, also schon vor der Erweiterung des Parks nach Norden, in den sie durch seinen Nachfolger integriert wurde. Friedrich August ließ die Burg mit allem Pipapo wieder aufbauen, bis hin zu Stuckverzierungen in den Innenräumen, und erfüllte sich damit wahrscheinlich einen Kindheitstraum, denn er war im Schloss aufgewachsen und die Burg womöglich sein frühkindlicher „Sehnsuchtsort“. Für den Wiederaufbau bediente er sich großzügig bei kirchlichen Bauten, die nach der Säkularisation durch Napoleon entweder in seinen Besitz übergangen oder dem Verfall preisgegeben waren.

Das Lilienjournal schreibt hierzu: „Aus heutiger Sicht undenkbar frech, ließ er (Friedrich August) den alten Kreuzgang von Kloster Eberbach teilweise ab- und im Zentrum der Mosburg wieder aufbauen. Die Lücke sieht man in Eberbach heute noch! Auch wertvolle Grabplatten der alten Grafen von Katzenelnbogen mit Ritterreliefs wurden von dort herbeigeschafft und als Deko verwendet – die Grabplatten gingen zwischenzeitlich wieder an die alten Eigentümer zurück, der Kreuzgang und Grundaufbau aber blieben bis heute in der Mosburg erhalten. Sie sind faktisch ihre neuen Grundmauern geworden.“ Auch Tor- und Fensterbögen der mittelalterlichen Mainzer Liebfrauenkirche, die durch preußischen Beschuss 1793 zur Ruine geworden war, wurden in der Mosburg verbaut. Nachdem sie zwischenzeitlich als Atelier des Hofbildhauers Emil Alexander Hopfgarten diente und später das erste Biebricher Heimatmuseum beherbergte, wurde die Mosburg im zweiten Weltkrieg wieder zur „echten“ Ruine. Seit 1979 kümmerten sich zunächst nur Biebricher Vereine, später auch die Schlösser- und Parkverwaltung der Stadt Wiesbaden um das romantische Kleinod. Die Arbeitsgemeinschaft Biebricher Vereine veranstaltet seit dieser Zeit das jährliche Mosburgfest. Nach ihrer Sanierung soll die Mosburg auch Besuchern wieder offenstehen.

Ebenfalls einmal im Jahr ist der Biebricher Schlosspark Schauplatz des internationalen Wiesbadener Pfingstturniers, einem der größen Reitsportevents in Deutschland. Nachdem es seit seiner Premiere im Jahr 1929 mehrfach den Standort im Stadtgebiet hatte wechseln müssen, holte der Biebricher „Zementbaron“ Walter Dyckerhoff es nach dem zweiten Weltkrieg in den Schlosspark.

Großzügige Preisgelder, eine repräsentative Kulisse und die damals günstigen Bedingungen für die Unterbringung der Pferde auf den Biebricher Bauernhöfen, machten das Wiesbadener Pfingstturnier schnell zu einem festen Bestandteil des internationalen Turnierzirkus. Außerhalb der Turniertage ist davon nicht viel zu sehen. Lediglich die verbretterte Haupttribüne am Rande des Turnierplatzes in der südwestlichen „Ecke“ des Parks gibt einen Hinweis.


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