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Hintergrundinformationen Firma Dyckerhoff

Aus dem Audiowalk Regionalpark Urban Hiking Tour 5 – von Wiesbaden-Ost nach Biebrich

Regionalpark Urban Hiking Tour 5 – von Wiesbaden-Ost nach Biebrich
62 Stationen
115:13 min Audio
17.92 km directions_walk favorite 4
Hintergrundinformationen Firma Dyckerhoff

Die Firma Dyckerhoff zählt zu den Pionieren der Zementherstellung in Europa. Gegründet 1861 in Hattenheim, zog sie 3 Jahre später nach Mainz-Amöneburg an den Rhein, wo sie 1870 den Kalksteinbruch im Hinterland des Werkes in Betrieb nahm. Werk und Steinbruch bildeten von da an fast 140 Jahre lang eine Einheit (heute beherbergt der knapp 30 Hektar große Steinbruch die ehemalige Zentraldeponie der Stadt Wiesbaden, diverse Spezialdeponien für Boden- und Sonderabfälle und ein Naturschutzgebiet).

Die Mergel genannte Vermengung aus Kalkstein und Ton, von der hier im Laufe der Zeit 18 Mio. Kubikmeter in die Öfen des Werkes wanderten, hatte das für die Zementherstellung perfekte Mischungsverhältnis und mit dem Rhein und den Bahngleisen als Massentransportwegen, war die Lage für eine schnelle Expansion der Firma besonders günstig.

Die Firmenchronik spart denn auch nicht mit Superlativen: Dyckerhoff steuerte 1884 8000 Fässer wasserfesten Zements für die Fundamente der Freiheitsstatue bei, lieferte den Beton für das 100.000 Besucher fassende Stadion der ersten Fußballweltmeisterschaft im uruguayischen Montevideo und rettete 1926 den Mainzer Dom mit 10.000 Kubikmeter Beton der eigens hierfür entwickelten Marke Dyckerhoff Doppel vor dem Einsturz (das Material der schlanken Fußgängerbrücke aus den 60er Jahren über die Hafenmündung in Schierstein – eine der ersten Brücken aus Leichtbeton überhaupt – stammt ebenfalls aus Amöneburg, ebenso wie die Erfindung des Weißzements und zahlreicher weiterer Spezialzemente).

Doch Anfang der 30er Jahre brach der Absatz ein, so dass etliche zum Konzern gehörende Werke schließen mussten und sogar das Stammwerk in Amöneburg vorübergehend die Produktion einstellte. Erst die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Nazis in Form von Autobahnen und anderen Infrastrukturprojekten führten zu neuen Produktionsrekorden und später ließen die billigen Zwangsarbeiter aus den überfallenen Ländern Osteuropas auch die Gewinne in die Höhe schnellen. Walter Dyckerhoff emigrierte nach der Niederlage Nazideutschlands zunächst in die Schweiz und dann nach Argentinien.

Die Zement- ist ebenso wie die Stahlherstellung, ein Grundpfeiler der Industrialisierung gewesen. Wie diese war und ist sie mit monumentalen Eingriffen in die Landschaft und mit ungeheuren Emissionen verbunden : Das Sintern, also das Brennen des mit Ton vermengten Kalks zu Klinker - der dann gemahlen wird - setzt das im Kalkstein gebundene Kohlendioxid frei und ist zugleich so energieintensiv, dass „Wäre die globale Zementindustrie ein Land, sie der drittgrößte Klimaschädling weltweit wäre – nach der Volksrepublik China und den Vereinigten Staaten.“

Die Wahrzeichen des Stammwerks von Dyckerhoff in Amöneburg sind die markanten (und denkmalgeschützten) Zwillingstürme der Wärmetauschanlage von Ernst Neufert mit ihren offenen Stahlbetonskeletten und den eingehängten Kesseln und Rohren sowie das kompromisslos funktionalistische, „zementtrockene“ Verwaltungshochhaus vom gleichen Architekten (das rote D, das hier lange Zeit die Rheinfront dominierte, wurde nach der Übernahme durch den italienischen Zementkonzern Buzzi in den 2010er Jahren entfernt, bevor der Denkmalschutz seine Stimme erheben konnte).

Zwischen dem Zementwerk und Biebrich erstreckt sich der Chemiepark Kalle-Albert. Er ist hervorgegangen aus dem Farbenwerk von Wilhelm Kalle und der Düngemittelfabrik von Heinrich Albert. Diese wollte man Mitte des 19 Jahrhunderts im feinen Wiesbaden nicht mehr haben und so ließ sie sich im damals zu Mainz gehörigen Amöneburg, direkt an der Grenze zum nassauischen Residenzort Biebrich, nieder (als sich das Werk später dann doch auch auf Biebricher Boden ausdehnte, lief die Grenze zwischen dem Großherzogtum Hessen und dem Herzogtum Nassau genau durch das Werk, so dass die Arbeiter jahrzehntelang verschiedene Feiertage hatten).

Anfang der 1970er Jahre übernahm Höchst die Werke von Kalle und Albert und gliederte sie in seinen Konzern ein. 1997 zog sich Hoechst zurück und aus dem riesigen Industrieareal wurde der Chemiepark Kalle-Albert, der rund 80 Firmen mit 5400 Mitarbeitern beherbergt. Zusammen mit dem benachbarten Zementwerk bildet der Chemiepark einen der großen Industriekomplexe am Rhein und einen imposanten Kontrast zum beschaulichen Biebrich.


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