Das Grombacher Schloss.
Vor uns steht eine charakteristische Burg, eine Tiefburg, bzw. eine Wasserburg, die einst von einem Wassergraben umgeben war.
Erbaut wurde sie im 13. Jahrhundert, sie wurde im bayrischen Erbfolgekrieg zerstört und anschließend schlossartig im Renaissancestil wieder aufgebaut, die Außenmauern haben eine wehrhafte Dicke von 1,6m.
Markant ist der süd-östliche Wehrturm mit seinem Reichsadler als Wetterfahne auf dem Spitzdach und die hohe Wehrmauer auf der Ostseite. Der Reichsadler ist ein Zeichen für die freie Reichsritterschaft, zu welcher die Herren von Venningen gehörten, sie waren direkt dem Kaiser unterstellt und organisierten sich im Ritterkanton Kraichgau.
Im 18. Jhd. wurde vermutlich der gravierendste Umbau, bzw. Renovierung, vorgenommen, hierbei wurde der zweite Wehrturm an der süd-westlichen Ecke, die Wehrmauer auf der Westseite sowie die südliche Wehrmauer mit dem Zugangstor und der Zugbrücke abgerissen und somit der enge und dunkle Innenhof mit ca. 20 x 8 m beseitigt, die Wehrhaftigkeit der Burg wurde somit aufgegeben um mehr Komfort zu erreichen und moderner zu wirken.
Seit 1498 ist Dorf und Schloss mit einer kurzen Unterbrechung im Besitz der Herren von Venningen.
In die Zeit der Unterbrechung des Eigentums von den von Venningen fällt auch der Hexenprozess der “Alt Lena” welcher im November 1614 begann. Zuvor war der Ort, da der Ortsherr von Venningen nur Töchter hatte, über Hochzeit und Tot der Venningen-Tochter Anna Magdalena an deren Wittwer Christoph von Flörsheim übergegangen. Doch auch die Verwandtschaft von Venningen erhob Anspruch auf die Ortsherrschaft und die Herrschaft des Christoph von Flörsheim begann zu wackeln.
Vielerorts kann man Hexenprozesse in solchen “wackeligen” Zeiten sehen, vielleicht um die Macht zu demonstrieren und zu festigen. So wurde die alte Lena am 15. November 1614 hier ins Schloss gebracht und der Hexerei beschuldigt und 1615 am Schlenkersgalgen auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Dieser Hexenprozess war der Beginn der letzten Hexenprozesswelle im Kraichgau, die Zeit war eigentlich schon zu aufgeklärt, welche ca. 100 Jahre später, mit dem letzten Hexenprozess 1717 in Fürfeld endete.
Bewohnt wurde das Schloss von den Eigentümern selbst mit Unterbrechungen bis vor ca. 150 Jahren, danach diente es, bis vor ca. 20 Jahren, privaten Familien zu Wohnzwecken.
Der letzte Eigentümer, der das Schloss nach 1840 für eigene Wohnzwecke renovieren ließ war der Stammgutbesitzer Carl Theodor Heribert von Venningen, welcher durch seine Hochzeit mit Jane Elizabeth Digby vermutlich weltweite Bekanntheit erreichte. Jane Digby nahm es mit der ehelichen Monogamie nicht so ernst, führte ein ausschweifendes Leben mit vielen Ehen, war Mätresse vieler bekannten Persönlichkeiten und war mit König Ludwig I von Bayern, Großvater des legendären König Ludwig II von Bayern, befreundet. Ihr Portrait ist auch in der Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg zu finden, hierfür ließ sie König Ludwig I von Bayern mahlen.
Das Schloss ist umgeben von einem noch gut erhaltenen Gutshof mit Verwalterhaus, Ochsenstall, verschiedene Scheunen und weiteren Gebäudeteilen. Lediglich die Schmiede und ein Arbeiterhaus aus jüngerer Zeit wurden abgerissen. Das Anwesen war lange Zeit an die Südzucker verpachtet, welche von hier einige Pachtgüter verwaltete und bearbeitete, wird heute aber kaum noch genutzt. Im ehemaligen Ochsenstall ist die Fa. Stahlform Kramer eingemietet, Teile des Verwaltergebäudes sind als Privatwohnung vermietet.
Heute ist der Gebäudekomplex, zusammen mit der Wasserburg, eine der am besten erhaltenen, für Kraichgauer Reichsritterorte charakteristische Hofgutanlage, welche für eine Freilichtmuseum nahezu ideal wäre.
Mehr Informationen zum Hexenprozess “Alt Lena” und Jane Elizabeth Digby können auf meiner Homepage http://grombach.rouven-rebel.de/ unter Kuriositäten nachgelesen werden.