Gegenüber in der Dorfstraße 2 auf der anderen Straßenseite sehen wir ebenfalls ein auffallend gut restauriertes Haus. (Bild1)
Während die Fenstersimse und die Stuckelemente sehr deutlich an die Zeit um 1900 erinnern trifft, die vorgebaute Balkongalerie stilistisch nicht ganz diese Epoche.
Ein Bildvergleich gibt uns recht (Bild2) In ihrer ursprünglichen Gestaltung beeindruckte der hölzerne Vorbau mit überaus vielfältig verzierten Holzstreben. Jeder der einzelne übereinander liegenden drei Vorlauben war individuell unverwechselbar gestaltet und mit gedrechselten oder holzschnittartigen Elementen verziert. (Bild 3.4.5) Die untere Balustrade besaß in der Mitte ein kleines Türchen, das den Weg auf eine schmale Freitreppe freigab, die vom Hochparterre geradewegs auf den Bürgersteig führte.
Bei dem Gebäude handelt es sich um die ehemalige Landjägerei, erbaut um 1880. Das 3-geschossige Haus mit hölzernem Vorbau im Stil der Gründerzeit beherbergte seinerzeit im Erdgeschoß neben der Gendarmerie auch die Postagentur von Schöneiche, welche ebenso die Post für Kleinschönebeck besorgte.
Als weitere wichtige Einrichtung dörflichen Lebens kam 1908 die Ein-klassige Dorfschule Schöneiches hinzu. Die „Zwergschule“, aufgrund ihrer Besucher auch „Pantinenschule“ genannt, wurde durch die Gutsherrschaft, Amtsrat Wrede, hierher auf den Hof hinter der Gendarmerie gebaut, weil an der Stelle der alten Dorfschule, schräg gegenüber in der Dorfstrasse 22, also links von unserem Standpunkt aus, ein Schnittergehöft entstehen sollte. Und so wurde auf dem Hof, in der Lücke zwischen Wohnhaus und massiven Holzschuppen mit Waschküche, der knapp vor dem Jägergraben endete, ein Ein-Klassen-Schulneubau mit großen Fenstern errichtet. Der Lehrer der Gutsschule erhielt eine Wohnung im 1. Obergeschoss der Landjägerei. Zudem bekam er noch einen privat zu nutzenden Garten hinter dem an der Schule vorbeiführenden Jägergraben. Wer die Gelegenheit hat bei seiner Tour von der Straße aus einen Blick in den Innenhof zu werfen wird den noch vorhandenen Bachlauf und dahinter, ein Stückchen dieses Gartens sehen oder erahnen können.
Die Ein-Klassen-Gutschule wurde noch bis nach dem 2.Weltkrieg als Schulraum genutzt. Später wurde die Fläche mit einem Massivbungalow überbaut. Polizeistation und Post gibt es ebenso nicht mehr. Aber eine Einrichtung hat es dennoch geschafft auf seinem angestammten Platz zu beharren. Als einziger stummer Zeuge der Poststelle hat der Briefkasten vor der Dorfstrasse 2 über all die Jahre unverdrossen seinen Terrain behauptet. Es gibt eben keine Zufälle, zumindest hier nicht.
Und jetzt weiter zum ehemaligen Dorfkrug am heutigen Kreisverkehr.
Quelle Dr. Wolfgang Cajar