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...und es stank und stank und stank und stank

Aus dem Audiowalk Gletscherarchipel | Berlin

Gletscherarchipel
von
14 Stationen
32:43 min Audio
2.21 km directions_walk favorite 5
...und es stank und stank und stank und stank

A: Ich schaue auf die Wiese und sehe – Wasser. Zwei große Wasserflächen oder viel mehr eine einzige, geteilt von einer Brücke, über die ich gerade noch gegangen bin. Hinter den Baumwipfeln kann ich die Kirche ausmachen, mit ihrer runden Kuppel, nein, dann wird sie doch wieder verdeckt. Häuserreihen wachsen vor ihr empor. Dann Bäume. Das Wasser ist dunkel, ich kann seinen Grund nicht sehen. Am Ufer wachsen Birken, Buchen, Kastanien, manchmal huscht ein Fisch ganz nah unter der Oberfläche vorbei. Enten jagen sich gegenseitig, ein kleines Ruderboot gleitet vorüber. Dann: eine gräuliche Silhouette steht auf der Brücke und winkt mir zu, ich winke zurück. Zwischen uns dieses unüberwindbare Wasser….

B: Ein Pfuhl, der Jahrhunderte, Jahrtausende lang in dieser Senke, in dieser Abflussrinne des Gletschers aus Schmelz- und Grund- und Regenwasser gewachsen war, bedeckte alles, was heute Wiese ist, also fast den gesamten Park.
Bis der Plan gefasst wurde, auf diesem Gelände einen Lagerplatz zu errichten. Der See war im Weg und sollte trocken gelegt werden.

Die Arbeiten begannen, doch sie verliefen anders als geplant: Der morastige Grund des Sees wurde vom Füllmaterial nach oben gedrückt – und es begann bestialisch zu stinken. Die Trockenlegung geriet ins Stocken. Die Baustelle lag brach. Aus Wochen wurden Monaten dann Jahre.

Und die Anwohnenden beschwerten sich und beschwerten sich. Und es stank und stank und stank und stank….

Als die Angelegenheit den Eigentümern zu lästig wurde, nahmen sie schließlich Verhandlungen mit dem Bezirk auf und dieser erwarb 1914 nach langem Hin-und-her den stinkenden See. Das Gewässer wurde dann in den Jahren des Ersten Weltkriegs tatsächlich nach und nach trockengelegt.

1917 beschloss das Gartenbauamt, das Gelände für ein Jahr als Ackerflächen zu verpachten, bevor dann nach Kriegsende in den 1920ern schließlich Gras gesät wurde und so der Park entstand, in dem du heute stehst. Vor gerade mal etwas mehr als einhundert Jahren.

A: Und da wären wir wieder beim Findling. Kannst du ihn schon sehen?

Ungefähr seit den 1960ern liegt dieser Stein hier, damals wurde er im Geschiebemergel des Gletschers tief unter der Erde entdeckt.

Er ist also – genau wie die Findlinge am Alboinplatz auf dem westlichen Archipel – in den Park gebracht worden. Nicht direkt vom Gletscher, sondern von Menschen. Nachdem er um die 600 km zurückgelegt hatte, von der Südküste Schwedens bis hier her.


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