A: Vor über 10 000 Jahren war alles um dich herum von Eis bedeckt. Eine um die 200 Meter dicke Schicht, die in der letzten Kaltzeit hierher gewandert war, über die Landschaft kroch. Die Gründerzeitbauten neben dem Park sind wahrscheinlich 20 Meter hoch und ich stelle mir vor: Davon neun oder zehn übereinander gestapelt – und kann es mir nicht vorstellen.
Als das Eis dann zu schmelzen begann, ließ es alles zurück, was es mit sich geschleppt hatte: Steine, Geröll, Fossilien, Knochen, und immer wieder brachen riesige Eisbrocken von ihm ab, die in der vom Gletscher geformten Senke liegen blieben. Diese Eisbrocken werden Toteis genannt. Weil sie nicht mehr als Teil des Gletschers an dessen Bewegung, an seinem ewigen Fließen teilhaben. Stattdessen schmelzen sie sich langsam in den Boden. Nach und nach werden sie von Sand und Steinen überlagert. Unter dieser Erdschicht sinken sie tiefer und tiefer, sind nun vollkommen von ihr bedeckt. Und sie fräsen sich mit tausend Bächen in den Grund, die Erdschicht sackt ab. Ein Toteisloch, das sich über Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende mit Leben füllte: erst mit Schmelzwasser, Grundwasser, Regenwasser. Dann mit Algen, Fischen, Fröschen und Vögeln.
Um das, was aus und durch und mit diesem Eis geworden ist. Auf dem kleinen Hügel neben ihm wächst eine Kirche, ein Park wird angelegt, Straßen, Häuser. Am Ufer des Sees werden kleine Statuen aufgestellt, die Kirche wird zerstört und wieder aufgebaut. Alles um diese flackernde Anwesenheit des Eises, entlang dieses Brockens, der nicht mehr da ist, aber von dem das Wasser mir erzählt.
Bleib auf der Brücke kurz stehen.