Als das Krameramt bezeichnet man die Gilde der Kaufleute, der Kleinkrämer, die ihre Waren an festen Marktständen in der Stadt anboten. Verstarb ein Mitglied der Gilde, wäre die Witwe obdachlos geworden, da sie als Frau das Gewerbe ihres Mannes nicht weiterführen durfte. Um diesem Schicksal entgegenzuwirken, errichtete die Gilde Wohnungen, in denen die meist älteren Frauen Unterkunft fanden. Man könnte also sagen, dass es sich bei den Krameramtsstuben um frühe Sozialwohnungen handelte.
Aber diese Gasse zeigt uns vor allem, wie das alte Hamburg einst ausgesehen hat. Da die Stadt auf das Gebiet innerhalb ihrer Befestigungen aus dem 17. Jahrhundert begrenzt war – vor den Toren Hamburgs begann damals bereits Dänemark – wuchs die Stadt nach innen. Die großzügigen Innenhöfe aus dem Mittelalter wurden immer mehr zugebaut. Zurück blieben nur noch schmale Gänge zwischen den Häusern, oftmals so schmal, dass nicht einmal mehr ein Handwagen hindurch passte – die sogenannten Gängeviertel.
Was heute romantisch aussieht, war damals keineswegs luxuriös. Die Wohnungen waren klein, als Wärmequelle diente nur der Herd, fließendes Wasser oder gar eine Kanalisation gab es nicht. Die Fäkalien wurden einfach in die Gasse gekippt, in der auch Tiere gehalten wurden. Zudem waren die Gängeviertel überfüllt. Infektionskrankheiten wie die Cholera konnten sich rasend schnell ausbreiten. Mit anderen Worten, die Menschen, die hier lebten, wurden in aller Regel nicht alt.
Heute erinnert wenig an das harte Leben der Menschen von damals. Eine Wohnung kann jedoch noch als Museum besichtigt werden. Sie gibt einen Eindruck von der Enge und den unhygienischen Lebensverhältnissen früherer Zeiten.
Für die meisten Menschen von heute, die diese kleine “Winkelgasse” finden, ist es einfach ein nostalgischer Ort, der einen die Hektik der Großstadt für einen Augenblick vergessen lässt.
- Kleine Aufgabe: An einem der Häuser befindet sich eine “Spionageeinrichtung”, mit der man die Gasse beobachten konnte. Findet sie und macht ein Foto davon.