Bei dem bösen Buben von Frankfurt halten wir, weil sein Verfasser, der Psychiater Heinrich Hoffmann, vielleicht für seinen „Struwwelpeter“ sich von einer französischen Karikatur inspirieren ließ. Die Zeichnung von Paul Gavarni ist hier zu sehen.
Der „Struwwelpeter“ wurde 2017 wiederum eine Inspirationsquelle für französischsprachige Illustratoren und Illustratorinnen in unserer Ausstellung „Struwwelpeter recoiffé“.
An dieser Stelle ein kleiner Werbeblock: Das Begleitheft zur Schau ist noch heute hier im Museumshop erhältlich.
Struwwelpeter wurde selbstverständlich ins Französische – wie in ca. 45 anderen Sprachen! - übersetzt. Er heißt „Pierre l’ébouriffé“ oder „Pierre Le Malpropre“.
Bis 1979. Denn da tritt François Cavanna (der die Satire Zeitschrift Charlie Hebdo mitgegründet hat) auf den Plan. Cavanna liefert eine neue, kongeniale Übersetzung des Bilderbuches. Struwwelpeter wird zu „Crasse-Tignasse“.
Struwwelpeter in der Übersetzung von François Cavanna von Melchior Reimers vorgelesen. Von « As-tu vu comme il est laid ?“ bis ”Chacun crie avec horreur : “Pouah, Crasse-Tignasse, pouah !” (c) l’école des loisirs.
Crasse-Tignasse erscheint 1979 im französischen Verlag „l’école des loisirs“. Hier schließt sich der Kreis, denn die Idee, diesen Kinderbuchverlag 1965 zu gründen, ist in Frankfurt entstanden. Wo? Auf der Buchmesse!
Hören wir was einer der drei Gründer, Arthur Hubschmid, Ute Wegmann in ihrer Sendung „Bücher für junge Leser“ 2019 - auf Deutsch - erzählte:
Arthur Hubschmid: „Natürlich habe ich seit 1964 die Messe in Frankfurt besucht. Und in Frankfurt, komischerweise, hat mich die relative Buntheit der Kinderbücher, vor allem der amerikanischen und englischen Verlage, erstaunt und ich habe sie gelesen und angeguckt, ob da Ungerer oder Sendak dabei waren, weiß ich nicht mehr. Aber es war für mich eindeutig, dass es da Bücher gab, die in Frankreich nicht existierten.
Aus einem Gespräch mit Ute Wegmann in der Sendung "Bücher für junge Leser vom 9.September 2019 © Mit freundlicher Genehmigung von Arthur Hubschmid und von Deutschlandradio.
Diese Geschichte finde ich umso faszinierender, als es heute oft andersrum ist. Man sucht in Deutschland vergeblich nach Bilderbüchern, die es in Frankreich gibt. Zum Glück hat l’école des loisirs einen Ableger in Frankfurt: den Moritz Verlag, der seit länger als 25 Jahre exzellente Arbeit leistet.
Wir gehen jetzt Richtung Römer.