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Nicht realisierte Flachbauten

Aus dem Audiowalk Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten | Dessau

Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten
12 Stationen
49:04 min Audio
2.68 km directions_walk favorite 5
Nicht realisierte Flachbauten

Die Laubenganghäuser des Bauhaus kennen wir nun also schon ein wenig. Doch neben den Laubenganghäusern, sah der der städtebauliche Entwurf des Bauhauses für die »stadtsiedlung törten, bauabschnitt 1930« auch 531 Flachbauten vor.

Diese Planung folgte dem damals völlig neuen Prinzip der Mischbebauung, wie es am Bauhaus von Ludwig Hilberseimer vertreten wurde. Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser sollten in einem Stadtviertel gemischt werden. Die Idee dahinter war, dass es zu stärkerer sozialer Mischung kommen würde, weil sich jede Bauform an eine spezifische Zielgruppe richtete. Während die Laubenganghäuser sich primär an Kinderlose richteten, zielten die Flachbauten mit Garten auf Familien mit Kindern.
Geh ruhig langsam die Straße bis zur Mittelbreite hinunter. Die Häuser mit Satteldach, an denen Du vorbeikommst, sind Bauten aus der Mitte der 1930er-Jahre. Sie wurden von dem Rüstungsunternehmen Junkers für seine Angestellten errichtet. Auch wenn die Bebauung gewissermaßen eine Fortführung des städtebaulichen Konzepts vom Bauhaus ist, die Häuser haben nichts damit zu tun. Das Bauhaus sah ein rechtwinkliges Straßenraster vor, die Straßen sollten also gerade, nicht leicht gebogen, wie das heute teilweise ist, verlaufen. Der Grundgedanke dabei war, dass alle Bauten gleich gut besonnt sein sollten, in allen Häusern sollten optimale Lichtverhältnisse herrschen.
Die Einfamilienhäuser des Bauhauses waren als kompakte eingeschossige Bungalows mit Flachdach geplant. Jedes der Gebäude sollte über vier Zimmer, eine separate Küche sowie ein Bad mit WC verfügen. Die Grundstücke waren mit rund 300 Quadratmeter recht klein, waren aber auch als reine Erholungsgärten konzipiert, Selbstversorgung – wie in anderen zeitgleichen Projekten oder später bei den Nazis – spielte keine Rolle. Das Bauhaus wollte eine »städtische Wohnwiese«, keine ländliche oder halbländliche Siedlung.
Insgesamt waren drei unterschiedliche Gebäudetypen vorgesehen:
Erstens: Ein entlang der Straße ausgerichteter »Reihenhaustyp« mit einer Wohnfläche von 56 qm. Das war die einzige Variante, die teilweise unterkellert werden sollte.
Dann gab es, zweitens, den »Sägezahntyp«, schmale, längliche Gebäude, die um 45 Grad zueinander gedreht waren. Diese Anordnung ermöglichte eine optimale Anbindung an den Garten bei einem gleichzeitig hohen Niveau an Privatsphäre.
Und, drittens, der »Kamm-Typ« setzte auf L-förmige Grundrisse mit 48 qm Wohnfläche. Diese Bauten sollten besonders gute Möglichkeiten bieten, bei Bedarf in Richtung Garten anzubauen. Sie waren also als »wachsende Häuser« konzipiert.
Unterlagen von beteiligten Studierenden legen nahe, dass sich die Gebäude stark an den Laubenganghäusern orientieren sollten. Backstein war in der nahegelegenen Städtischen Ziegelei, nur wenige hundert Meter von der Siedlung Törten entfernt, leicht und kostengünstig verfügbar. Und die Verwendung dieses Materials auch für die Flachbauten hätte ein einheitliches und harmonisches Bild der Siedlung ergeben. Aber auch Holzbauten waren eine Option. Mitte 1930 lagen am Bauhaus vier Entwürfe für solche vor, die auf einem Versuchsbauplatz erprobt werden sollten.

Eine endgültige Entscheidung, welche Flachbau-Typen final errichtet werden, war im August 1930, als die Laubenganghäuser bereits an die ersten Mieter:innen übergeben wurden, noch nicht getroffen.
Und nach der überraschenden fristlosen Kündigung von Hannes Meyer durch die Stadt Dessau im August 1930 und der Neueröffnung des Bauhauses durch Ludwig Mies van der Rohe im Herbst des Jahres wurde das Projekt nicht weiterverfolgt. Und als dann ab 1936 in Törten Einfamilienhäuser errichtet wurden, hatten sich die Zeiten radikal geändert. Die Pläne für Törten wurden abgewandelt und die Junckers-Bauten wurden in Anlehnung an den nun präferierten Stil der »Heimatschutzarchitektur« errichtet.

Wenn du inzwischen auf die Straße »Mittelbreite« getroffen bist, dann schau nach rechts, dort siehst ein Laubenganghaus – unsere nächste Station.


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