Auch, wenn man es nicht vermutet, die Geschichte des Silbersack beginnt mit einer Romanze.
1946 – Hamburg und auch St. Pauli liegen in Trümmern. Hier finden sich zwei Menschen und verlieben sich ineinander. Sie heiraten und machen ihren Traum wahr: ein Wirtshaus auf St. Pauli. Die Geschäfte gehen gut, bis er 1959 unerwartet stirbt und die noch junge Witwe – Erna – sich entscheiden muss, ob sie die Wirtschaft schließt oder ob sie weiter macht.
Sie macht weiter, arbeitet 14 Stunden am Tag und mehr hinter der Theke und wird zur Institution auf St. Pauli, bis auch sie mit 88 Jahren verstirbt. Das war 2012.
Und jetzt kommen sie – die Erben. Sie wollen sich nicht nur von Erna verabschieden, sondern spekulieren auf das Eckgrundstück. Ein solches Filetstück, nur einen Steinwurf von der Reeperbahn entfernt, unten Gewerbe, oben fünf Etagen mit Wohnungen, damit kann man eine Menge Geld verdienen. Aber die Erben wollen mit den St. Paulianern nichts zu schaffen haben und lassen das Grundstück zum Kauf ausschreiben. Am Ende wechselt dieses kleine Eckgrundstück den Besitzer für 1,1 Millionen Euro!
Aber warum wurde der Silbersack nicht abgerissen? Warum wurde hier nicht gebaut? Der neue Besitzer ist ein Verein, gegründet aus 22 Stammgästen des Silbersack. Jeder hat ca. 50.000 Euro eingezahlt, nicht um hier zu bauen, sondern um hier weiter in Ruhe ihr Bier trinken zu können.
Sie haben das Gebäude darüber hinaus unter Schutz stellen lassen, sodass es außen wie innen nicht verändert werden darf. Drinnen ist das Mobiliar noch original aus der Zeit der letzten Renovierung – das war 1957!
Und Erna? Sie wacht als Portrait noch heute über den Silbersack, im Fenster neben dem Eingang.
- Kleine Aufgabe: Für wen sammelte Erna Geld? Schau dir das Bild genau an!