DE|EN

Wohnräume und Möblierung

Aus dem Audiowalk Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten | Dessau

Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten
12 Stationen
49:04 min Audio
2.68 km directions_walk favorite 8
Wohnräume und Möblierung

Wie Du ja jetzt schon mehrfach gehört hast, Ziel der modernen Architekten war, günstigen Wohnraum zu schaffen, der zugleich funktional und komfortabel gestaltet sein sollte. Die »brauch-bare Volkswohnung«, so meinte das Bauhaus, müsse billig sein und ein Höchstmaß an Effizienz und Flexibilität bieten. Dieser Anspruch spiegelte sich auch in der geplanten Möblierung wider.
Um dir einen tieferen Eindruck zu vermitteln, wie sich das Bauhaus eine eingerichtete Drei-Raum-Wohnung vorstellte, will ich dich nun gedanklich mit auf einen Rundgang durch eine mögliche Musterwohnung mitnehmen.
Stell Dir vor: Über den Laubengang gehst du zur Eingangstür und trittst in die Wohnung ein. Direkt befindest du dich in einem kleinen Vorraum. Rechts steht der Kohleofen, der die gesamte Wohnung beheizt. Links geht es ins Badezimmer.
Nun gehst du weiter geradeaus ins Wohnzimmer. Das Zimmer ist lichtdurchflutet. Das Südfenster ist besonders groß, du hast einen schönen Blick über die grünen Gärten. Das Wohnzimmer bildet das Zentrum der Wohnung. Auf dem Steinholzfußboden liegt ein hochwertiger Linoleumbelag, wie auch im Elternschlaf- und im Kinderzimmer. An den Wänden siehst du »Bauhaustapete« der Firma Rasch. Sie weist kleinteilige Muster, vertikale und horizontale Strichelungen auf, sie ist sehr schlicht – und verzichtet ganz bewusst auf Ornamente jeglicher Art.
Das Zimmer ist mit »Volksmöbeln« des Bauhauses eingerichtet. Das sind schlichte, durchdachte und zugleich bezahlbare Möbel aus Holz, die den funktionalen und sozialen Geist des Bauhauses verkörpern. Hier gibt es keine Stahlrohrmöbel oder Freischwinger, wie sie dir bei Bauhaus vermutlich in den Sinn kommen.
Vor dem Fenster befindet sich ein ausziehbarer Tisch mit einfachen Stühlen. An den Wänden stehen ein Bücherregal und Schränke mit minimaler Tiefe, die durch versetzbare Böden verschieden verwendet werden können.
Im Raum finden sich außerdem ein Sessel und eine Stehlampe. Auch ein Radio-Antennenanschluss und eine Steckdose sind vorhanden. Große Sofalandschaften, Fernseher etc. sind damals kein Thema.
Das Wohnzimmer hat vier Türen. Die Tür links führt ins Elternschlafzimmer. Die Betten stehen jeweils an den Seitenwänden, dazwischen befindet sich ein maßgefertigter Nachttisch. Dieser hat einen besonderen Clou, er ist so konstruiert, dass er über die Betten geschoben und so als kleiner Tisch genutzt werden kann. Gegenüber, auf der anderen Seite des Wohnzimmers, liegt das Kinderzimmer. Wenn du eintrittst, siehst du rechts die Rückwand des eingebauten Küchenschranks, der Teil der Grundausstattung ist. Er bildet den oberen Teil der Trennwand zwischen Kinderzimmer und Küche – und ragt ins Zimmer. Unterhalb des Schranks ist das Kinderbett eingepasst. Durch derartige Lösungen wollte das Bauhaus den begrenzten Platz ideal ausnutzen.
Vom Wohnzimmer geht es auch in die Küche. Dort siehst du die Vorderseite des großen Einbau-schranks, den du aus dem Kinderzimmer kennst. Eine effiziente Nutzung des vorhandenen Platzes. Unter der Fensterbank befindet sich eine Nische mit Schiebetüren, belüftet durch eine Öffnung zum Laubengang, das ist der Kühlschrank. Darunter und daneben sind weitere Küchenmöbel, die eine durchdachte Arbeitsfolge vorgeben: Zunächst die Spüle mit Abtropfblech, dann die Arbeitsfläche für die Vorbereitung, gefolgt vom Herd mit Backofen und Warmhalteschacht. Zum Schluss gibt es noch eine Arbeitsplatte zum Anrichten. Alles sehr praktisch, jede überflüssige Bewegung, jede Zeitverschwendung soll vermieden werden.
Die »Volkswohnung« des Bauhauses mit ihren »Volksmöbeln« sollte in den frühen dreißiger Jahren eine mustergültige Antwort auf die Frage sein, welche Dinge der Mensch wirklich zum Leben braucht.

Die ersten Mieter:innen der Laubenganghäuser schafften sich jedoch keine Bauhausmöbel an, sondern zogen 1930 zumeist mit vorhandenen schweren, ausladenden, braunen Buffets ein. Es mag sein, dass die Vorstellungen des Bauhauses an den ästhetischen Wünschen der Bewohner:innen scheiterten, zu bedenken ist aber auch, dass sich die Arbeiter:innen neue Möbel, genau wie die beschriebenen Bauhaustapeten oder auch Linoleumböden schlicht nicht leisten konnten. – Für uns heute bleibt die Frage: Welche Dinge braucht der Mensch zum leben?

Wenn Du soweit bist, geht es an Station 8 weiter.


Hör dir die Audiotour jetzt an, an besten in der Großansicht.

Oder nutze die App, um den Audiowalk vor Ort zu hören:

1
guidemate-App installieren Im App-Store & Play-Store verfügbar.
2
Audioguide in der App öffnen Weitere Touren über eine App verfügbar.
3
Vor Ort loslegen! Audio, Karte & Infos - auch offline.

Touren

Suche Gutschein einlösen Audiotouren nach Städten Blog

Account

Registrieren

Hilfe

FAQ Guide zum Guide How to Hörspaziergang

Über uns

Preise und Bedingungen Audiowalk-Award Partnerprogramm Pressematerial Technologie AGB Datenschutz Impressum