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Stahlhaus

Aus dem Audiowalk Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten | Dessau

Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten
12 Stationen
49:04 min Audio
2.68 km directions_walk favorite 8
Stahlhaus

Was siehst du hier gerade? Bisschen irritiert? Kein Problem. Wenn vor dir, hinter einer kleinen Wiese ein einzelner, kubischer Körper steht, der einen merkwürdigen Kontrast zu den benachbarten Gebäuden bildet, bist du genau richtig. Willkommen am Stahlhaus.
Der Name des Hauses verrät schon das Konzept. Hier wurde statt herkömmlicher Materialien wie Ziegel und Holz oder vorgefertigter Betonteile größtenteils Stahl für den Bau verwendet. Heutzutage ist dieser Anblick nicht mehr so außergewöhnlich, zumindest haben heute viele Gebäude an ihrer Fassade Metallplatten, die sogenannte Vorhangfassade. Doch hier ist das ganze Haus, nicht nur die Fassade, aus Stahl, das ist selbst heute ungewöhnlich – und damals, als es 1927 gebaut wurde, war das ein richtig radikaler Ansatz.
Verantwortlich für dieses experimentelle Typenhaus aus Metall sind die beiden Bauhäusler Georg Muche und Richard Paulick (den wir ja schon kennen). Die Stahlbauweise erschien den beiden Gestaltern als Königsweg zur Modernisierung des Bauens. Das Haus sollte aus in der Fabrik vorgefertigten Wandelementen bestehen. Stahl war ein Symbol für Innovation und technischen Fortschritt.
Oder ganz pragmatisch: Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der Rüstungsindustrie in Deutschland gab es eine Überproduktion an Stahl – es war also preiswert verfügbar.
Und so war der von Muche und Paulick entworfene Prototyp nicht nur ein radikales Experiment, sondern ein Schritt hin zur Schaffung von qualitativ hochwertigem und zugleich bezahlbarem Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten. Die Vision der beiden war, mit Stahlbau die große Wohnungsnot zu beenden.

Aber schauen wir uns den Baukörper mal an: Das Haus besteht aus zwei ineinander geschobenen Quadern. Im höheren befinden sich Wohn- und Schlafzimmer. Diese Räume haben hohe schmale Fenster und sind mittels Tageslicht hell ausgeleuchtet. Ins Auge fallen auch die Bullaugen, die in den Wirtschaftsräumen als Fenster dienen. Speziell ist auch, dass keine Fallrohre zur Entwässerung des Dachs sichtbar sind, denn sie verlaufen im Inneren.
Durch die Verwendung von Stahl wirkt das Haus leicht – und sollte flexibel sein. Mittels der vorgefertigten Wandelementen sollte es innerhalb kurzer Zeit aufgestellt sein. Danach sollte es jederzeit leicht an eine sich verändernde Familie angepasst werden können. Denn eine Familie ist wie ein kollektiver Organismus, mal wächst er, mal schrumpft er. Diese Transformationen sollte das Haus durch das Verschieben von Wänden mitmachen – und ein material- und kosten-intensiver Neubau vermieden werden. Der Lebenszyklus des Hauses würde deutlich verlängert.

Doch das Konzept vom Stahlhaus, dies mit Stahl zu machen und alles leicht und flexibel zu halten, hat sich nicht durchgesetzt – nicht im Großen, aber auch nicht in der Bauhaussiedlung Törten. Selbst Richard Paulick, der das Stahlhaus mit entwarf, nutzte fünf Jahre später bei seinen Zeilenbauten in Törten traditionelle Baustoffe, Ziegelsteine aus der Städtischen Ziegelei.
Doch die Idee, einzelne Elemente industriell vorzufertigen und so mit geringerem Zeitaufwand Wohnraum massenhaft herzustellen, sollte das Bauen im 20. Jahrhundert maßgeblich prägen. Davon erzählt uns das experimentelle Stahlhaus, das schon lange kein Wohnhaus mehr ist, sondern ein Ausstellungsexponat im Stadtraum.

Soviel zum Stahlhaus. Die nächste Station findet sich gleich am Anfang der Straße »Doppelreihe«.


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