Der Rossio ist seit seit mehr als 600 Jahren durch seine zentrale Lage einer der wichtigsten Plätze von Lissabon. Das Erdbeben von 1755 sorgte zwar dafür, dass fast alle Gebäude rund um den Platz zerstört wurden, aber schon kurz danach erfolgte die Neugestaltung im pombalinischen Stil durch die beiden Architekten Eugénios dos Santos und Carlos Mardel. Der Torbogen Arco do Bandeira am Übergang zur Rua dos Sapateiros war Teil dieser Wiederaufbauarbeiten.
81 Jahre nach dem Erdbeben fiel im Jahr 1836 der Unabhängigkeitspalast, der als einziger den damaligen Zerstörungen entgangen war, einem Brand zum Opfer. An seiner Stelle wurde, mitfinanziert durch den Schriftsteller Almeida Garrett, das Nationaltheater erbaut. Auf dem Giebel des neoklassizistischen Gebäudes befindet sich die Figur von Gil Vicente, der mehrere Theaterstücke schrieb. Wenig später, im Jahr 1849, wurden Strafgefangene dafür eingesetzt, den Platz mit dem typischen Wellenmustermosaik zu versehen.
Im Jahr 1887 wurde das Bahnhofsgebäude im Stil der Neomanuelinik fertiggestellt. Von hier aus starten heute die Züge nach Sintra, wo man nach ca. 40 minütiger Fahrt die Königsschlösser besuchen kann. Königlich ist auch der offizielle Name des Rossio, der aber von den meisten geflissentlich ignoriert wird: Nachdem 1874 in der Mitte des Platzes die Statue von König Pedro dem Vierten, der auch Kaiser von Brasilien war, aufgestellt worden war, gab man ihm den Namen Praça de Dom Pedro IV. Die beiden bronzenen Springbrunnen stammen ebenfalls aus dieser Zeit.
Weder die Anzahl der Menschen, die zu jeder Zeit den Platz bevölkern, noch das Wellenmuster, das an die Nähe des Meeres erinnern soll, sprechen für die Verwendung des Namens Rossio, da dieser ursprünglich die Bedeutung „Feld ohne Einwohner“ hat.