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Paulick-Bauten

Aus dem Audiowalk Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten | Dessau

Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten
12 Stationen
49:04 min Audio
2.68 km directions_walk favorite 8
Paulick-Bauten

Bist Du gerade an einem Lebensmittelmarkt vorbeigekommen– und stehst vor einem viergeschossigen Gebäude mit Satteldach? Dann bist du richtig.
Bei diesem Bau handelt es sich um den ersten von sieben Zeilenbauten, die entlang der Heidestraße, der südlichen Einfallstraße nach Dessau, aufgereiht sind. Gemeinhin werden sie DEWOG-Bauten genannt.
Was diese unspektakulär erscheinenden Bauten mit dem Bauhaus zu tun haben, werde ich dir jetzt erzählen. Währenddessen kannst Du gerne dem unbefestigten Weg entlang der sieben Bauten folgen. Ich erzähle – du läufst und schaust Dir alles an. Und bitte: Achte auf den Autoverkehr.
Die westliche Randbebauung mit viergeschossigen Zeilenbauten war schon im städtebaulichen Entwurf des Bauhaus Dessau vorgesehen, doch die DEWOG-Bauten wurden nicht vom Bauhaus realisiert. Das Engagement des Bauhauses in Dessau-Törten endete mit der Übergabe der Laubenganghäuser im August 1930 und dem Rauswurf des Bauhaus-Direktors Hannes Meyer zur gleichen Zeit.
Doch auch ohne Bauhaus, die Erweiterung der Siedlung Törten wurde von der Stadt Dessau nahtlos weiterverfolgt. So baute hier 1931 die freigewerkschaftlich-genossenschaftliche Deutsche Wohnungsfürsorge AG, abgekürzt DEWOG. Deshalb auch DEWOG-Bauten. Architekt war Richard Paulick, der durch seine Tätigkeit im privaten Architekturbüro von Walter Gropius stark vom Bauhaus geprägt war. Zudem hatte sein Vater, der führende anhaltinische SPD-Politiker Richard Paulick Senior das Bauhaus 1925 mit nach Dessau geholt und sein Bruder studierte am Bauhaus. Richard Paulick war ein Bauhausarchitekt! Und die Zeilenbauten, an denen du gerade entlang gehst, sind, wenn auch inzwischen stark überformt, die letzten von einem Bauhaus-Architekten geplanten Gebäude der Siedlung.
Die Paulick-Bauten in Dessau folgten den Grundprinzipien des Bauhauses: funktionale Gestaltung, einfache Formen und moderne technische Ausstattung. Sie reihen sich in Nord-Süd-Ausrichtung. Ursprünglich mit Flachdächern gebaut, wurden 1934 Satteldächer aufgesetzt, sicherlich, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, aber auch, um den ästhetischen Vorlieben der nationalsozialistischen Machthaber zu entsprechen.
Insgesamt waren in den Gebäuden 224 Wohnungen. Besondere Merkmale, die auch die Laubenganghäuser aufwiesen, waren Gasbadeöfen und Sitzbadewannen – und, das allerdings hatten die Laubenganghäuser noch nicht, Zentralheizungen. Wie die Laubenganghäuser auch, waren die Paulick-Bauten aus Ziegelsteinen der unweit gelegenen Städtischen Ziegelei, die Fassaden aber verputzt. Die Treppengeländer waren aus Stahlrohr, die Balkone in einfacher Stahlkonstruktion ausgeführt.

Die Paulick-Bauten sind ein wichtiger, heute oftmals wenig beachteter Beitrag zur funktionalen Wohnarchitektur der Zwischenkriegszeit. Auch sie stehen für den Versuch, trotz knapper Mittel modernen, erschwinglichen Wohnraum zu schaffen, die Vision des Bauhauses fortzuführen. Und die Bauten sind, mindestens personell, ein Brückenschlag hin zur »sozialistischen Moderne« in der DDR, die sich ab den späten 1950er-Jahren durchsetzte. Denn Richard Paulick war einer der führenden Architekten des Landes, er baute in der Berliner Stalinallee sowie die »sozialistischen Städte« Hoyerswerda, Schwedt und Halle-Neustadt. In Städtebau und Architektur sah sich die DDR als die legitime Erbin des Bauhauses an.

Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Dewog-Paulick-Bauten mehrfach an veränderte Anforderungen angepasst. Die Sanierung in den 1990er-Jahren umfasste eine Außendämmung, den Austausch der Fenster und Balkone sowie Veränderungen an den Treppenhäusern. Dabei wurde ein großer Teil der ursprünglichen architektonischen Gestaltung weitestgehend überformt und ging verloren. Nur wenige bauzeitliche Elemente, wie Treppengeländer oder Türen, sind teilweise erhalten. Vielleicht findest Du ja noch Spuren?

Wenn Du soweit bist, kannst Du zur nächsten Station gehen. Nachdem wir dir jetzt die Laubenganghäuser und ihr Umfeld vorgestellt habe, möchten wir Dir noch drei Bauten aus der Vorgeschichte der Bauhausplanung von 1929/1930 zeigen. Die nächste Station findet sich am Stahlhaus, einem der ersten Gebäude der Bauhaus-Siedlung Törten.


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