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Gropius-Bauten

Aus dem Audiowalk Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten | Dessau

Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten
12 Stationen
49:04 min Audio
2.68 km directions_walk favorite 7
Gropius-Bauten

Auf unserem Spaziergang durch die Siedlung haben wir schon einiges entdeckt. Du hast die 1930 errichteten Laubenganghäuser und weitere Bauten kennengelernt.
Jetzt kommen wir zu den eigentlichen Ursprüngen der Siedlung, zu den 316 Einfamilienhäuser, mit denen Walter Gropius 1926 bis 1928 den Grundstein legte. Du kannst einfach die Straße »Doppelreihe« hinuntergehen, die Siedlungshäuser anschauen – und ich erzähle Dir nebenbei.
Die Gebäude, die du rechts und links siehst, sind nicht nur architektonisch spannend, sondern zeugen auch von einer »großen Vision« – und wie schwierig es manchmal ist, innovative Ideen umzusetzen.
Als Gropius mit der Planung der Siedlung begann, war das Bauhaus gerade erst von Weimar nach Dessau gekommen. Mitte der 1920er-Jahre war Dessau, die Hauptstadt des Freistaats Anhalt und eine aufstrebende Industriemetropole. Seit der Gründung der Weimarer Republik wurden Stadt und Land durchgängig von Liberal- und Sozialdemokraten regiert. Dessau schien ideale Bedingungen für die Umsetzung der visionären Ideen des Bauhausdirektors Walter Gropius zu bieten. Die Stadt Dessau unterstützte die Ansiedlung der Gestaltungshochschule, finanzierte die Bauten für die Schule, gab ihr ein auskömmliches Budget und vermittelte konkrete Aufträge.
Einer – und wohl der wichtigste – dieser Aufträge war die Planung einer Wohnsiedlung im Süden der Stadt, der Siedlung Törten. Viele Tausende waren in Dessau als »wohnungssuchend« gemeldet – und so versprach man sich »Großes« vom Bauhaus.
Gropius hatte eine klare Vorstellung davon, wie kostengünstiger Wohnraum geschaffen werden sollte. Er wollte, dass Häuser ähnlich wie Autos in einer Fabrik, am Fließband produziert werden – effizient, kostengünstig und mit einem Höchstmaß an Standardisierung. Er träumte von einem »Baukasten im Großen«. Diese Ideen betrafen den Entwurf der Gebäude und auch die gesamte Baustellenorganisation.
Vorproduzierte Bauteile, darunter leichte Hohlblocksteine für die Wände, sollten direkt auf die Baustelle geliefert werden. Diese Steine waren gut isolierend und sollten eine einfache Montage ermöglichen. Auch Fenster, Türen und andere Elemente sollten standardisiert sein – und so schnell verbaut werden können. Jeder Arbeitsschritt war genau durchdacht – fast wie in einer Fabrik. Das sollte Zeit, Kosten und Ressourcen sparen – und die Bauweise äußerst effizient machen.
Die Siedlung Törten spiegelte aber nicht nur Gropius’ Vision von industrieller Bauproduktion wider, sondern auch seine klare Formensprache. Die einfachen Gebäude mit ihren flachen Dächern, den großen Fensterfronten und der betonten Sachlichkeit folgten dem Prinzip, dass Design minimalistisch sein sollte. Die Ästhetik brach radikal mit traditionellen Vorbildern. Mit den Bauten schrieb sich Gropius erfolgreich in die Architekturgeschichte ein.
Doch so wegweisend die Ideen waren, so sehr mussten Gropius und das Bauhaus auch Rückschläge hinnehmen.
Bereits kurz nach Fertigstellung der Häuser gab es Beschwerden über Baumängel. Und viele der ersten Bewohner:innen empfanden die Häuser als unpraktisch. Gropius´ Gestaltung war doch sehr formal, wenig funktional. Viele Bewohner:innen empfanden beispielsweise die Brüstung der Wohnzimmerfenster als zu hoch, denn sie versperrte den Blick auf die Straße. Bei fast allen Häusern wurden die Fenster später nach unten versetzt. Das originale Fensterband kannst du heute nur an zwei Häusern in der Straße sehen. Hast du sie schon entdeckt?
Das größte Manko der Gropius-Häuser aber war, dass sie, anders als versprochen, teurer als vergleichsweise Siedlungshäuser waren. Die angestrebte industrielle Bauproduktion und damit verbundene Kostenersparnisse konnte nicht realisiert werden. De facto war die Gropius-Siedlung ein Fehlschlag, der auch dazu führte, dass die Sozialdemokraten dem Bauhaus ihre politische Unterstützung entzogen, was sich bei den Konflikten mit den erstarkenden Nationalsozialisten schmerzlich bemerkbar machen sollte. Und letztlich war der Misserfolg in Törten einer der Gründe, warum sich Gropius 1928 vom Direktorenposten des Bauhauses zurückzog.

Fast 100 Jahre später sind die Gropius-Häuser nach wie vor bewohnt und ein lebendiger Teil der Siedlung. Hier wohnen nicht nur Bauhaus-Enthusiasten oder Kunstliebhaber, sondern zumeist einfach »ganz normale« Leute. Viele Häuser wurden stark umgebaut, einige Häuser in den letzten Jahren behutsam saniert. Doch trotz aller Veränderungen bleibt der ursprüngliche Gedanke erkennbar: eine strenge Architektursprache, die bezahlbaren Wohnraum bieten soll.
Heute sind die Bauten von Gropius, wie die Laubenganghäuser des Bauhauses und die Zeilenbauten von Paulick, Teil des UNESCO-Welterbes. Sie sind Zeugen der Klassischen Moderne und Meilensteine der Architekturgeschichte.

Wie denken, die Bauten des Bauhauses zeigen, wie mutige Ideen das Bauen revolutionieren können – auch wenn nicht alles perfekt umgesetzt werden konnte. Die klare Formsprache und die innovative Bauweise sind bis heute Inspiration für Architekten weltweit. Der soziale Anspruch sollte es auch sein.
Abschließend möchte ich Dir noch weitere Bauten der Klassischen Moderne in der Siedlung zeigen, und zwar die Siedlungshäuser von Leopold Fischer ganz im Osten von Törten. Das ist unsere letzte Station.
Auf dem Weg dorthin kannst du dir die Gropius-Bauten genauer anschauen. Wenn Du aufmerksam schaust, wirst du sicher drei unterschiedliche Typenhäuser identifizieren können …


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