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Fischer-Bauten

Aus dem Audiowalk Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten | Dessau

Hörspaziergang rund um die Laubenganghäuser der Bauhaussiedlung Törten
12 Stationen
49:04 min Audio
2.68 km directions_walk favorite 8
Fischer-Bauten

Hallo, schön, dass du es hergeschafft hast. Die Häuser rechts/links von Dir entwarf Leopold Fischer.
Doch wer ist Leopold Fischer? Im Zusammenhang mit »Bauhaus« fällt dieser Name eigentlich nicht. Das könnte daran liegen, dass Fischer gar kein Bauhäusler war. Dafür aber war er ein Schüler und Mitarbeiter von Adolf Loos, dem bedeutenden Wiener Architekten, Wegbereiter der Klassischen Moderne und radikalen Architekturkritiker.
1925 kam Leopold Fischer nach Dessau, wo er als Chefarchitekt des Anhaltischen Siedlerverbandes Karriere machte. Während Törten für Gropius und das Bauhaus das einzige Siedlungsprojekt in Dessau bleiben sollte, realisierte Fischer eine Vielzahl von Siedlungen in Dessau, Bernburg, Köthen, Coswig, Kühnau, Oranienbaum und Zerbst. Dennoch blieben seine Bauten lange unbeachtet – oder wurden gar dem Bauhaus zugeschrieben.
1926 bis 1928, parallel zur Gropius-Siedlung in Törten realisierte Fischer gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Leberecht Migge die Knarrberg-Siedlung, unweit des Bauhausgebäudes. Und 1929, Gropius hatte inzwischen Dessau verlassen, plante Fischer die Erweiterung der Gropius-Siedlung um 65 Doppelhäuser am Großring, von denen 30 realisiert wurden. Das sind die Häuser, die Du gerade siehst.
Diesen Haustyp hatte Fischer schon in der Knarrbergsiedlung entwickelt und erfolgreich umgesetzt.
In der Ästhetik vielleicht weniger radikal als die Gropius-Bauten, kamen sie bei der Käuferschaft gut an. Preiswerter Wohnraum durch Kostensenkung, Serienfertigung und Typisierung waren auch für ihn das Gebot der Stunde; doch Fischer vertrat einen anderen modernen Ansatz, der sich vom Bauhaus, von Gropius, Meyer und Paulick unterschied. Für Fischer spielten gerade auch ökologische Geschichtspunkte und, heute würde man sagen, »Nachhaltigkeit« eine große Rolle.
Wesentliches Element der Planung waren die mit Migge entwickelten »industriellen Siedlergärten«. Parallel zum Bauwesen, sollte auch das Gartenwesen rationalisiert werden. Die Gärten der Häuser waren wesentlich größer als bei Gropius oder den nicht realisierten Flachbauten des Bauhauses. Sie sollten in Krisenzeiten – und das waren die 1920er-Jahre für die Bevölkerungsmehrheit – Autarkie ermöglichen – oder zumindest die Lebenshaltungskosten stark senken. Die Bewohner:innen sollten sich selbst mit Lebensmitteln versorgen, Gemüse und Obst sollte angebaut, Kleintiere gehalten werden.
Eine ausgeklügelte Untergrundverrieselung von Regenwasser, ein System der Kompostierung von Küchenabfällen und ein Torfklosett sollten Beete bewässern und düngen, Wintergärten und Fruchtmauern zwischen den einzelnen Gärten Wärme speichern. Über große Fensterfronten waren Gärten und Hausinneres verbunden – und die Häuser gut beleuchtet und belüftet. Die Gestaltung der Grundrisse und aller Räume war auf praktische, effiziente und vielseitige Nutzung ausgelegt.

Sicher, Fischers Bauten sind als weiteres Beispiel für die Schaffung von bezahlbarem und qualitativ hochwertigem Wohnraum, der noch dazu soziale und ökologische Anforderungen erfüllen sollte, interessant, doch mit ihren großen Selbstversorgergärten verweisen sie doch mehr zurück auf das dörfliche Leben – und haben wenig gemein mit der fortschrittsoptimistischen »städtischen Wohnwiese«, wie sie das Bauhaus, Meyer und Hilberseimer mit ihrem städtebaulichen Konzept von 1930 erdachten.

So, damit sind wir am Ende. Wir wünschen noch einen schönen Tag. Auf wieder hören.


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