Man könnte meinen, dass steinerne Altäre unbewegliche Objekte seien, die nie auf Reisen gehen. Dass dem nicht immer so ist, davon könnte der Altar der Kirche in Essweiler erzählen:
Unsere Kirche steht in der Mitte des Ortes und erhielt ihr heutiges Aussehen im Jahr 1865. Da der Dachreiter des Vorgängerbaus baufällig war, wurde er 1865 durch einen viergeschossigen Turm ersetzt und zudem ein Chorpolygon an der Westseite angebaut. In ihm wurde auch ein Sandsteinaltar aufgestellt. So stand sie rund 100 Jahre. Ende der 1960er Jahre beschloss man, die Kirche einer großen Innenrenovierung zu unterziehen. Hierbei erhielt sie ihr heutiges Aussehen. Zumindest fast; denn in den Augen mancher Betrachter war der alte Sandsteinaltar nun ein Fremdkörper und wurde schnell durch einen schlichten, in den Farben des Innenraums gestrichenen Holztisch ersetzt.
Doch schon kurze Zeit später wünschte sich die Gemeinde ihren alten Altar wieder zurück. Aber wo war dieser nur hingekommen? Man stellte also Nachforschungen an, die glücklicherweise von Erfolg gekrönt waren. Der Altar war im Pfälzer Wald auf einem Grundstück in der Nähe von Schmalenberg, das dem damaligen Dekan Welker gehörte. Nach Rücksprache mit ihm einigte man sich schließlich, den Altar wieder nach Essweiler zurückzubringen.
Der genaue Verlauf der Rückholaktion ist aus heutiger Sicht nicht mehr so leicht zu rekonstruieren. Sicher ist, dass die damaligen Presbyter Hugo Walter, Karl Gilcher und August Metzger sich auf den Weg nach Schmalenberg machten. Zwei PKW mit einem Viehanhänger des Metzgermeisters Günter Dick, der auch dabei war, machten sich auf den Weg in Richtung Pfälzer Wald. Die Arbeiten auf dem Grundstück konnten schnell abgeschlossen werden und der in Einzelteilen zerlegte Altar war bald auf dem Anhänger sicher verstaut. Für die Helfer war sogar noch Zeit, um auf dem Rückweg einen Zwischenstopp im Gasthaus Scholl in Schwedelbach einzulegen und sich dort zu stärken. Günter Dick hatte nämlich mehrere Ringel Lyoner mit auf die Fahrt genommen. So konnte man gut gestärkt die letzten Kilometer nach Essweiler in Angriff nehmen und hielt mit dem Altar feierlich Einzug.
Die Einzelteile des Altars wurden wieder zusammengefügt und im Chorraum aufgestellt, wo er noch heute steht.
Evangelische Kirche